4.12.05

Die RoLa - steht sie noch oder rollt sie schon?

Das regelmäßige Lied der Räder auf der Schiene wirkt genauso ermüdend, wie die lange Zeit des Nichtstuns. Fast scheint es so, als sei unser Zug in eine Lücke des Raum-Zeit-Kontinuums gefahren. Der wabernde Nebel draußen verstärkt noch das Gefühl, aus der normalen Welt gefallen zu sein. Seit fast 20 Stunden sind wir nun schon mit der Rollenden Landstraße unterwegs - von der österreichischen Grenze geht es bis nach Arad in Rumänien.

Und obwohl es eine sehr entspannte Art des Reisens ist, wäre es langsam an der Zeit das Ziel zu erreichen - da sind sich alle einig. Aber noch stehen wir an der ungarisch-rumänischen Grenze, warten mal wieder. Diesmal darauf, dass die neue Lok angekoppelt wird, die Grenzer ihre Kontrolle der LKWs beenden und wir wieder grünes Licht für die Weiterfahrt bekommen.


Die Stimmung im Zug ist leicht gereizt, die Vorräte gehen zur Neige. Denn es ist nicht das erste Mal, dass der Zug an diesem Tag steht und wir warten. "Rollende Standspur", so haben einige den Zug im Scherz schon getauft, denn subjektiv scheint es fast so, dass sich die Fahr- und die Standzeiten die Waage halten. Und nicht immer sind die Gründe für die Warterei so offensichtlich wie jetzt an der Grenze.

Dabei begann der Tag ganz anders: Während der Sonderzug bei gemütlichem Tempo und herrlichem Sonnenschein quer durch Ungarn zuckelte, tauchte eine zerzauste Gestalt nach der anderen im Gemeinschaftsraum auf. Ein rustikales Frühstück, natürlich mit ohne Kaffee (von Marmelade oder gar Nutella mal ganz zu schweigen), weckte zumindest temporär die Lebensgeister.

Foto des Tages - so ähnlich sah's auch beim Frühstück aus

Aber so schnell die Schlange vor den Waschbecken und am Frühstückstisch wuchs, so schnell verebbte der Ansturm auch wieder: Gleich nach dem Frühstück nutzten viele die Chance auf eine zweite Mütze voll Schlaf. Hier konnte die RoLa ihre Vorzüge voll zur Geltung bringen: Anders als im Bus oder auch auf dem ein oder anderen LKW konnte sich hier jeder wirklich langlegen, Schlafen und Entspannen war für alle möglich.

Gegen nachmittag, immer noch bei herrlichem Sonnenschein, vertrieben sich die meisten mit Lesen, mit Schwätzen oder Kartenspielen die Zeit. Ich nutzte die Chance der dank Steckdosen verlängerten Arbeitszeit zum eMails aufarbeiten und neben mir saß jemand doch tatsächlich an Sachen fürs Geschäft - Freelancer halt, da gibt es keinen Urlaub. Alles in allem eine lockere, gute Atmosphäre während draußen die ungarische Landschaft an uns vorbeizog.

Chillen im Gang

Die RoLa mit Konvoi in voller Länge

Abends fing die Stimmung dann aber an zu kippen. Immer wieder hatten wir gestanden und es wurde immer deutlicher, dass der ursprüngliche Zeitplan nicht zu halten war. Irgendwann war dann auch das Wasser alle: Kaffeekochen, Händewaschen und auch Toilettengänge mußten ausfallen. Der zunächst angenehme zeitlose Zustand begann zu nerven.

Von der Stimmung mal abgesehen, hat uns aber nichts besseres als die RoLa passieren können. Ohne Mautgebühren, ohne Benzinkosten und garantiert ohne Unfall werden wir sicher demnächst in Arad von den Eisenbahnwagen rollen. Dann müssen wir uns selbst nochmal in Schwung bringen für das letzte Stückchen Autofahrt ins Kinderdorf.
Mal sehen, wann die Nacht heute für uns endet...

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hallo Ihr Helden!
Ich verfolge gespannt Eure Reise; finde was Ihr leistet super!!!! Gute Weiterfahrt!
Anja (RT 74 Hanau)

22:09  

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