3.12.05

Sich auf den Weg machen

Es ist jetzt fast genau ein Jahr her, dass ich zum ersten Mal von den Hilfskonvois der Rudolf-Walther-Stiftung und des Round Table Deutschland nach Rumänien hörte. Direkt vor seiner Abfahrt informierte mich Uli Voigt über seine bevorstehende Reise und ich war beeindruckt. In meinem Blogeintrag schrieb ich damals:
"Und im nächsten Jahr würde ich auch gerne zu dem Team gehören, dass sich auf den Weg macht, um wenigstens kleine Zeichen der Hoffnung zu setzen. Wir werden sehen..."
Jetzt sind es nur noch wenige Stunden bis zur Abfahrt des Konvois 2005 - und ich bin tatsächlich dabei.



Wie immer bin ich mal wieder spät dran, noch ist längst nicht alles gepackt. Aber je größer der Haufen auf dem Sofa wird, umso mehr Dinge ich in die Hand nehme, abwäge ob sie den Platz in der Tasche wert sind, umso mehr kreisen auch meine Gedanken um die nächsten Tage. Was wird mich, was wird uns erwarten? Wie werden die Verhältnisse vor Ort sein?

Mir stehen die Bilder von James Nachtwey vor Augen, die unter anderen Anfang der neunziger Jahre die Weltöffentlichkeit über die schrecklichen Zustände in einigen rumänischen Waisenhäusern aufklärten. So wird es nicht mehr sein, auch dank der vielen Spenden und Hilfskonvois der letzten Jahre. Aber glaubt man den Beschreibungen, ist die extreme Armut noch immer nicht verschwunden. Auf dem Human Development Index steht Rumänien auf Platz 69, noch unterhalb von Albanien oder Venezuela.

Wie werden die Kinder reagieren, wenn wir ihnen die Geschenke überreichen? Klar stelle auch ich mir große, leuchtende Augen vor, freue mich auf das erste Kind, dem ich ein Päckchen selbst in die Hand drücken werde. Aber wird es mir auch Fragen stellen? Fragen z.B. über die Kinder, die ihr oder ihm dieses Geschenk gepackt haben und unter welchen Umständen die leben. Noch weiß ich nicht, was ich antworten würde. Wir kommen auf jeden Fall aus einem für dortige Verhältnisse unvorstellbar reichen Land, einem Land, dass wahrscheinlich durch viele rumänische Kinderträume spukt.

Und last but not least bin ich auch gespannt auf das Konvoi-Team, von dem ich außer Uli bislang noch niemand kenne. Welche Menschen stecken hinter den vielen Namen auf der Helferliste von Round-Table? Warum sind sie dabei? Und werden wir als Team funktionieren?
Die letzten Paar dicke Socken sind aus dem Schrank gekramt, das Klebeband aus dem Keller geholt und alle Akkus geladen. Morgens um vier bin ich fertig mit Packen. Und mit dem Zuziehen des Reißverschluß an meiner großen Reisetasche verschwindet die Nachdenklichkeit fürs erste. Die nächsten Tage werden hochgespannend, soviel ist sicher.